“Die Fähigkeit, die Einzigartigkeit jedes Individuums über mehrere Dimensionen hinweg anzunehmen“
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Helene Dahlström hat ihre Gedanken und Ideen zur Bedeutung der Diversitätsbewusstseins-Komponente im Projekt und im Trainingsprogramm mit uns geteilt.

Im Rahmen der Vorstellung des HAND:ET-Konsortiums und der SEDA Kompetenzen werden regelmäßig Web-Artikel veröffentlicht, die über die HAND:ET-Website und Medienkanäle (FB,TW) zugänglich sein werden. Das Ziel ist, die Projektpartner*innen durch kurze fachbereichsbezogene Interviews mit Mitgliedern des Projektteams vorzustellen, die sich mit den Hauptthemen des HAND:ET-Projekts befassen: soziale und emotionale Kompetenzen und Diversitätsbewusstsein (SEDA) sowie die Stärkung von Lehrkräften in Schulen.


MIUN war ebenfalls Partnerin im Projekt „HAND IN HAND: Sozial-emotionale Kompetenzen für eine tolerante und nicht-diskriminierende Gesellschaft – eine schulweite Herangehensweise (HAND)“, das als eines der zehn wichtigsten EU-Projekte für die Fortbildung von Lehrkräften und Schulleiter*innen ausgezeichnet wurde. Der Schwerpunkt lag auf dem Aufbau und der Unterstützung von inklusiven Lernumgebungen, um unterstützend auf die zunehmende Migration nach Europa zu reagieren. Die Basis bildeten soziales und emotionales Lernen in Kombination mit inter(trans)kulturellen Kompetenzen und einem schulweiten Ansatz.

Im HAND:ET-Projekt ist eine Verlagerung des Fokus auf die Unterstützung und Stärkung von Lehrkräften, die Förderung ihres Wohlbefindens und ihrer Selbstführsorge erkennbar.

Ist dieser Ansatz des Empowerments und der Unterstützung von Lehrkräften durch die Entwicklung sozial-emotionaler und Beziehungskompetenzen, aus Ihrer Sicht als Expertin, in der Ausbildung von Lehrkräften anerkannt? Sehen Sie ebenfalls einen Bedarf an dieser Art von Unterstützung bei Ihren Studierenden oder sogar Kolleg*innen?

- Ja, ich sehe klar die Notwendigkeit, dass das Wohlbefinden von Lehrpersonen in der gesamten Lehrkräfteausbildung in Schweden stärker berücksichtigt wird. Der aktuelle Schwerpunkt liegt vor allem auf dem Wohlbefinden der Schüler*innen, welches natürlich sowohl für ihre Gesundheit als auch für ihr Lernen essenziell ist. Dennoch ist die Fähigkeit der Lehrkräfte, Beziehungen aufzubauen, eine entscheidende Voraussetzung für das Lernen der Schüler*innen und für die Fähigkeit der Lehrkräfte, ihre künftigen beruflichen Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. Es gibt also noch viel Raum für Verbesserungen, wenn es darum geht, soziales, emotionales und beziehungsorientiertes Lernen in die Lehrkräfteausbildung miteinzubeziehen, um Lehramtsstudierende auf ihre zukünftige Rolle als Lehrperson vorzubereiten. Leider hat sich herausgestellt, dass Lehrkräfte einer hohen Stressbelastung ausgesetzt sind und Schwierigkeiten damit haben, mit den täglichen Herausforderungen umzugehen. Ich sehe ebenfalls einen Bedarf an dieser Art von Unterstützung bei meinen Kolleg*innen. Diese sind ebenfalls Lehrpersonen und stehen vor ähnlichen Herausforderungen und Stressfaktoren wie die Lehrkräfte in Vor- und Grundschulen. Indem wir uns vermehrt darauf konzentrieren, die Lehrkräfte in ihrer beruflichen Rolle zu stärken, stellen wir sicher, dass sie sich wohlfühlen und bereit für die Herausforderungen des Lehrberufs sind. Dies wird sich ebenfalls positiv auf ihre Schüler*innen auswirken. Das ist auch der Grundgedanke unseres Projekts.

Wie zuvor erwähnt basierte das HAND-Projekt unter anderem auf dem theoretischen Konzept der inter(trans)kulturellen Kompetenzen, während im HAND:ET-Projekt das Konzept des Diversitätsbewusstseins verwendet wird. Wie unterscheiden sich die beiden Konzepte? Weshalb ist Diversitätsbewusstsein für das HAND:ET Projekt mit dem Hauptziel, Lehrkräfte für die Herausforderungen des 21. Jahrhundert zu stärken, das bessere Konzept?

- Wir leben in einer Gesellschaft, die von Diversität geprägt ist, und Schulen sind ein Teil dieser Gesellschaft. Das Konzept der Interkulturalität erwies sich als nicht ausreichend, um die Breite von Diversität angemessen abzubilden. Tatsächlich hat das Vorgängerprojekt mehr Aspekte der Diversität als die der Interkulturalität abgedeckt. Aus diesem Grund erschien uns das Konzept des Diversitätsbewusstseins passender für das Projekt. Diversitätsbewusstsein bezieht sich auf Werte, Normen, Vorstellungen und Vorurteile der Menschen in Bezug auf ihre eigene Identität und die Identität anderer. Darüber hinaus betrachten wir Diversitätsbewusstsein als die Fähigkeit, die Einzigartigkeit eines jeden Individuums über verschiedene Dimensionen, wie religiöse Überzeugungen, ethnische Zugehörigkeit, Alter, Geschlecht, körperliche Fähigkeiten, besondere Bedürfnisse, politische Überzeugungen und den sozioökonomischen Status hinweg anzuerkennen. Es ist wichtig, dabei zu beachten, dass diese Dimensionen in der Konstruktion der sozialen Identität der Menschen miteinander interagieren und kombiniert werden.

Wir glauben, dass Lehrkräfte durch ein gesteigertes Bewusstsein für Diversität bewusster entscheiden können, wie sie mit Diversität im Klassenzimmer umgehen und diese fördern. Daher sollten die Konzepte und Ideen, die diesem Programm zugrunde liegen, Lehrpersonen als Werkzeug dienen, um ihren Unterricht aus der Perspektive von Diversitätsbewusstsein reflektieren.

Was sind aus Ihrer Perspektive als eine der Co-Autorinnen des HAND:ET-Programms für Lehrpersonen und anderes Schulpersonal und als Expertin für die Lehrkräfteausbildung die Hauptunterschiede zwischen diesem Programm, das sich an das Diversitätsbewusstsein von Lehrkräften richtet, und anderen Programmen? Was lässt es hervorstechen? Und was ist notwendig, damit diese Art von Programm eine Wirkung erzielt?

- Ich glaube, dass es, wie beim sozialen, emotionalen und Beziehungslernen, zuerst darum geht sich selbst zu verstehen - einschließlich der eigenen Vorurteile und ihrer Ursprünge. Um andere Menschen zu verstehen und ihnen zu begegnen, muss man zuerst sich selbst, seine Werte und seine vorgefassten Meinungen kennen und verstehen lernen. Zusätzlich ist es äußerst wichtig, über Diversität, Normen und Privilegien in Schulen und in der Gesellschaft zu sprechen. Ein Bewusstsein für Privilegien zu entwickeln ist der erste Schritt, um die Bedeutung von Gleichberechtigung in der Gemeinschaft und in den Klassenzimmern zu erkennen. Von dort aus können Lehrkräfte sich für Gleichheit in ihrem Klassenzimmer einsetzen. Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die Förderung von Neugierde gegenüber anderen. Neugierde für andere zu entwickeln, ist ein grundlegendes Element, um ein besseres Verständnis für deren Werte und Handlungen zu erlangen. Wir glauben, dass es für die Wirksamkeit des Programms entscheidend ist, empathisch neugierig auf andere zu sein und bereit zu sein, an der Entwicklung dieser Neugierde zu arbeiten. Das Programm enthält daher mehrere Elemente, die darauf abzielen, empathische Neugier zu fördern und zu üben.

Das HAND:ET-Programm wird in den fünf Ländern des Konsortiums - Kroatien, Österreich, Portugal, Slowenien und Schweden - implementiert. Das bedeutet fünf verschiedene Nationen und kulturelle Kontexte. War es schwierig, eine einheitliche Formel zu finden, die die Bedürfnisse einer diversen Gruppe von Lehrkräften adressiert? Oder konnte das als Vorteil genutzt werden?

- Ja, es war eine Herausforderung und es gestaltete sich als unmöglich eine Formel zu entwickeln, die für die schulischen Gegebenheiten aller Länder geeignet ist. Zuerst gab es einen Programmentwurf, den wir mit allen Trainer*innen der einzelnen Länder getestet haben. Nach dem Testen haben wir das Feedback der Trainer*innen eingeholt. Aus den Erkenntnissen dieses Feedbacks haben wir gelernt, wie wichtig es ist, das Programm an die Gegebenheiten der verschiedenen Länder anzupassen. Das war auch eine wichtige Lektion aus dem vorausgegangenen HAND-Projekt. Dabei wurde deutlich, wie wichtig es ist, die Übungen an die jeweilige Schüler*innen- bzw. Lehrpersonengruppe anzupassen und dennoch gleichzeitig den ursprünglichen Ideen des Programms treu zu bleiben. Einige Übungen und Theorien sollten beibehalten werden, um die Integrität des Programms gewährleisten zu können. Diese werden explizit für die Trainer*innen im Programm erklärt.


Helene Dahlström ist Teil des MIUN-Teams und arbeitet am HAND:ET-Programm insbesondere an den Inhalten, die sich mit Diversitätsbewusstsein befassen. Sie verfügt über einen PhD in Pädagogik mit den Schwerpunkten Multiliteralität, inklusive Pädagogik und Diversität im Klassenzimmer sowie digitale Texterstellung und Multimodalität. Als Lehrerin und Sonderpädagogin in der Lehrkräfteausbildung und Forscherin am Fachbereich Bildungsforschung bringt Helene eine breite Expertise in das HAND:ET-Projekt ein. Als Mitglied des HAND:ET-Teams wird Helene ihre Gedanken und Ideen zur Bedeutung der Diversitätskomponente im Projekt und im Fortbildungsprogramm mit uns teilen.


Die Mid Sweden University (MIUN) ist eine öffentliche Universität in der Landesmitte Schwedens. MIUN bietet ein breites Spektrum an Bildungs- und Forschungsangeboten sowie umfangreiche Fernstudien an. Die Ausbildung und Forschung an der MIUN werden durch eine weitgreifende Zusammenarbeit mit Partner*innen auf nationaler und internationaler Ebene bereichert. Die Universität hat etwa 24.500 Studierende und 1.200 Mitarbeiter*innen. Die Bildungsangebote erstrecken sich über eine Reihe verschiedener Bereiche - darunter Sozialwissenschaften, Verhaltenswissenschaften, Medien, Gesundheitswesen, Lehrkräfteausbildung, IT, Naturwissenschaften, Design, Technologie und Sprachen sowie andere geisteswissenschaftliche Fächer. Eines der Merkmale der MIUN ist die Konzentration auf E-Learning und das Fernstudium, wodurch eine größere Anzahl an Menschen, insbesondere in den ländlichen Gebieten Nordschwedens, die Möglichkeit zur Hochschulbildung erhalten. Eine der größten Einrichtungen der Universität ist der Fachbereich Bildung, der unter anderem die Pädagogische Hochschule (Teacher Training College) umfasst. Die Pädagogische Hochschule verfügt über ein breites Spektrum an Forschungserfahrungen in den folgenden Bereichen: Schulentwicklung und inklusive Pädagogik, Messung kognitiver und affektiver Kompetenzen, digitales Lernen, quantitative Methoden, Zweitsprachenerwerb, Unterricht für mehrsprachige Schüler*innen, Didaktik der Naturwissenschaften, Mathematik und Lesen sowie Unterrichtsforschung.

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Die MIUN ist in Schweden als eine der nationalen Universitäten für die Lehrkräfteausbildung und eine von der Stadtverwaltung von Sundsvall beauftragte Einrichtung für das Bildungswesen führend auf dem Gebiet der Large Scale Assessments. An der MIUN gibt es eine Vielzahl von Forschungsgruppen, die sich mit unterschiedlichen Themen befassen. Hand: Empowering Teachers (HAND:ET) liegt im Zuständigkeitsbereich der Forschungsgruppe „School and Educational Research“ (SkUf), die sich mit dem Wissenserwerb über Bildung und schulische Aktivitäten beschäftigt.

MIUN spielt eine führende Rolle bei der Entwicklung des neuen Inhalts für das aktualisierte HAND:ET Programm, der sich auf Diversitätsbewusstsein konzentriert. Die Forscher*innen der MIUN, die auch an der Entwicklung des Programms beteiligt sind, verfügen über umfassende Kompetenzen im Bereich Diversität und verorten sich in verschiedenen Forschungsfeldern: Multiliteracies, Gender Studies, Diversity Studies, soziale, kulturelle und sprachliche Diversität im Klassenzimmer und Intersektionalität.


Weitere Informationen über das Projekt finden sie auf der offiziellen HAND:ET-Website. Um über die aktuellen Projektaktivitäten und zukünftigen Ergebnisse informiert zu bleiben, besuchen Sie bitte die offizielle Facebook-Seite des Projekts oder finden Sie Aktuelles zum Projekt auf Twitter.

Neuigkeiten und Veranstaltungen
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16. Februar 2024

Erfahren Sie mehr über abschließende nationale Verbreitung Veranstaltungen in Österreich!

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29. Juni 2023

Im fünften HAND:ET-Newsletter informieren wir Sie über Neuigkeiten und Updates zu den jüngsten Projektaktivitäten. Erfahren Sie mehr in diesem Artikel!

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30. Januar 2023

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HAND ET project presented at international meeting at the Styrian Board of Education Austria
16. Oktober 2022

Vom 10. – 14. Oktober 2022 lud die Bildungsdirektion Steiermark, ebenfalls österreichische Partnerin im HAND:ET-Projekt, zahlreiche Vertreter*innen aus den Bereichen mentale Gesundheit und Bildung der Länder Frankreich, Tschechien, Polen und den Niederlanden zu einem Arbeitstreffen nach Graz, Österreich, ein.

Can socio-emotional competencies and diversity awareness be assessed An overview of possibilities and challenges
21. September 2022

Ein Interview mit Dr. Mojca Rožman & Dr. Nina Roczen vom DIPF, Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Partner des HAND:ET-Projekts und verantwortlich für die Entwicklung des Assessments.